COO Benjamin Friedrich im Interview mit «Spektrum Gebäudetechnik»


Das Magazin des ROBE Verlags erreicht mit einer Auflage von 8'150 Exemplaren ca. 20'000 Leserinnen und Leser. Zielgruppe sind Bauherren, Immobilienverantwortliche, Ingenieure, Planer, Instandhalter, Architekten, Installateure und viele weitere Menschen, die wichtige Positionen in der Errichtung und dem Betrieb von Wohn- und Gewerbebauten innehaben. Im Interview erfahren Sie auf den Punkt gebracht, wie wir mit unseren Lösungen das intelligente, effiziente und nachhaltige Gebäude erreichen.


INTERVIEW 

Herr Friedrich, mit der Energiekrise haben Themen wie die Versorgungssicherheit und Energieautarkie an Relevanz gewonnen. Spüren Sie diese Entwicklung auch bei ecocoach?

Autarkie ist die technische Konsequenz unserer Vision. Wir wollen Systeme schaffen, die möglichst unabhängig von externen Energieträgern und -Märkten intelligent und effizient funktionieren. Bei der Energieerzeugung sollte jedoch nicht das vordringliche Ziel sein, um jeden Preis autark zu werden, das wäre zu starrköpfig. Ich bin überzeugt: Das Zusammenspiel vieler verschiedener Komponenten wird die Energiewende stemmen. Dazu zählen beispielsweise Microgrids mit arealübergreifenden Steuerungen. Ob innerhalb eines Gebäudes oder über ein ganzes Quartier gesehen: Mit unserer Plattform machen wir die intelligente Vernetzung der einzelnen Komponenten möglich.

 

Seit der Gründung hat sich ecocoach in kurzer Zeit einen Namen im Energiemanagement erarbeitet. Wofür werden Sie von Ihrer Kundschaft geschätzt?

Im Zentrum unseres Angebots steht die Intelligenz unserer Software, die für ein kluges Zusammenspiel der unterschiedlichen Komponenten in der Energie- und Gebäudetechnik sorgt. Der Markt war stark fragmentiert in den vergangenen Jahren. Viele Hersteller im Bereich Energie- und Gebäudetechnik haben sich an einzelne Komponenten geheftet wie beispielsweise Ladestationen und gute Lösungen beim Lademanagement gebaut. Oder man hat sich auf die Abrechnungsthematik fokussiert. Wir bei ecocoach haben uns von Beginn an einem ganzheitlichen Ansatz verschrieben.

Wir verfügen über eine zentrale Intelligenz, von der aus wir technologieoffen alles integrieren, was energierelevant ist und den Nutzen beziehungsweise den technischen Mehrwert des Gebäudes steigert. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die mehr auf ihre Ursprünge in der Produktion von Komponenten fokussiert sind, sind wir in der Lage, unser umfassendes Know-how in alle Bereiche von Energieerzeugung und -Verbrauch einzubringen. Darüber hinaus beteiligen wir uns am Projektmanagement und befähigen Projektteams, beispielsweise die von Immobiliengesellschaften, indem wir unser Wissen an sie weitergeben.

 

Was sind die Vorzüge einer technologieoffenen Plattform, wie sie ecocoach anbietet?

Den Trumpf halten wir in der Hand, wenn es darum geht, die Steuerung und das Monitoring ganzer Quartiere oder eines einzelnen Gebäudes zukunftsfähig auszulegen. Nehmen wir als Beispiel einen Bestandsbau mit zunächst drei Herausforderungen: Gefragt ist der Bau einer Photovoltaikanlage, das Gebäude soll über Ladeinfrastruktur verfügen und zudem steht die Sanierung einer Heizung auf dem Plan. Dies alles möchte ich auf eine zukunftsfähige Ebene bringen und gegebenenfalls in mehreren Etappen umsetzen. Gleichzeitig denke ich weiter und in Richtung Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) und an eine einfache Abrechnungslösung. Dazu steht möglicherweise eine Teilautomatisierung zur Debatte. Ein durch und durch komplexes Unterfangen.

Für grosse Verunsicherungen sorgen die zahlreichen verschiedenen Systeme, von denen nicht klar ist, in welche Richtung sie sich künftig entwickeln werden. Wir positionieren mit unserem Produkt zwischen den bestehenden Komponenten und integrieren sie zentral und intelligent auf einer Plattform. Uns geht es folglich nicht darum, um jeden Preis bestimmte Hardware zu verkaufen, sondern wir legen den Fokus auf die Software und integrieren, was am Markt erfolgreich, beziehungsweise etabliert ist. Wir sorgen dafür, dass sich neue Generationen von Hardwarekomponenten, welche die Zukunft mit sich bringen wird, problemlos auf unserer Plattform integrieren lassen.

 

Mit welchen Hürden haben Installateure von Energie- und Gebäudetechnik zu kämpfen?

Oftmals geht es um Probleme bei der ganzheitlichen Abstimmung der Komponenten, womit der Markt noch wenig Erfahrung hat. Da bieten wir Support an, das heisst, wir helfen bis zur Auslegung und unterstützen die Umsetzung auf unserer Plattform. Wir suchen uns Partner, die Erfahrung mit ähnlichen Herausforderungen gemacht haben. Unsere Produkte designen wir hochintegrativ. Nehmen wir als Beispiel unseren Batteriespeicher. Diesen liefern wir komplett vorverdrahtet, sodass die erwähnten Hürden bereits vom Produkt gemeistert werden. Bei ecocoach bestellen Sie den Batteriespeicher so, dass mehrere Absicherungen schon integriert sind, sei es für Notstromkreise oder für Unterverteilungen, die ansonsten vor Ort zusätzlich installiert werden müssten. Da entfällt bereits hardwareseitig enorm viel Aufwand für Techniker.

 

Wie sieht es auf der Softwareseite aus?

Wir arbeiten mit intelligenten Industriesteuerungen. In der Regel müssen solche Steuerungen separat programmiert werden. Unsere intuitive Drag-and-drop-Oberfläche und ein Einrichtungsassistent erlauben dem Installateur, die Einrichtung ohne Programmierkenntnisse vorzunehmen. So lassen sich komplexe Probleme in den Griff bekommen, bei denen Standardprodukte scheitern oder die Kosten in schwindelerregende Höhen treiben würden. Später im Betrieb hat der Techniker Online-Zugriff auf die gesamte Anlage. Er kann bei der Überwachung für sämtliche Komponenten individuell Alarmierungen hinterlegen und so zeitnah einen umfassenden Support für seinen Kunden leisten, ohne stets den Anfahrtsweg in Kauf nehmen zu müssen. Sie sehen, an allen diesen Stellen sind Zeiteinsparungen und damit Kosteneinsparungen möglich.

 

Unter welchen Umständen lohnt es sich wirtschaftlich, auf ein umfassendes Energiemanagement zu setzen?

In den letzten Jahren wurde die Wirtschaftlichkeit häufig über einzelne Komponenten berechnet. Auf die Frage hin, ob sich eine Photovoltaikanlage lohne, wurden die Investitionskosten für die Anlage und die Einspeisevergütung berechnet, mehr aber auch nicht. Genauso wurde dediziert beim Batteriespeicher vorgegangen, mit dem Resultat, dass der Speicher fälschlicherweise oft sehr schlecht abschnitt. Da wir bei ecocoach zentral denken, basiert unsere Wirtschaftlichkeitsrechnung auf einer Gesamtsicht, bei der wir alle involvierten Komponenten betrachten. So wollen wir die Frage nach der Wirtschaftlichkeit nicht nur ansatzweise, sondern umfassend beantworten: Ich kann den Eigenverbrauch von Photovoltaik-Strom optimieren, aber ich kann auch Ladeinfrastruktur einsetzen, ohne hohe Kosten für die gegebenenfalls notwendige Erweiterung des Netzanschlusses investieren zu müssen. Für den Bereich der Digitalisierung und Automation, durch deren Nutzen sich die Kosten teilweise massiv senken lassen, gibt es übrigens bis heute meist so gut wie keine vernünftigen Wirtschaftlichkeitsrechnung.

 

Können Sie den Aspekt der Digitalisierung im Energiemanagement etwas ausführen?

Spreche ich von Digitalisierung, denke ich zunächst an die Zeiteinsparung, welche sie dem Installateur vor Ort bringt. Um wie viele Stunden reduziert sich beispielsweise der Aufwand für die Hardwareprogrammierung? Da sprechen wir sofort von mehreren Personentagen, die aufgrund unserer umfassenden Funktionsblock-Bibliothek und der modularen Energiemanagement-Algorithmen eingespart werden. Die Plattform ist so gebaut, dass sie maximal intuitiv und schnell vor Ort installierbar ist. Wir fragen stets nach dem Nutzen, den wir stiften, und behalten dabei die intelligente Weiterentwicklung im Fokus. Einerseits technisch, andererseits aber auch mit Blick auf die Anwender, die ebenfalls digital über die ecocoach-App auf ihre Komponenten zugreifen. Unser Ziel ist es nicht zuletzt, die Energiewende so interaktiv erlebbar zu machen und weiter ins Bewusstsein zu rücken. Viele Systeme stellen ausschliesslich das Monitoring sicher und visualisieren Daten. Da sind unsere Algorithmen weiter, weil sie tief in die tatsächliche Regelung greifen und den Anwender direkt und digital mit einbeziehen.

 

ecocoach ist 2017 wortwörtlich auf einer grünen Wiese gestartet, hat schnell Wurzeln geschlagen und sich seither im DACH-Raum etabliert. Was wünschen Sie sich für die weitere Zukunft des Unternehmens?

Ich war bereits von 2009 bis 2013 für die Schwestergesellschaft von ecocoach als externer Montage- und Teamleiter im Aufbau des Fernwärmenetzes aktiv. Nach einem zwischenzeitlichen Bachelor- und Master-Studium durfte ich dann ab 2018 den Aufbau und die Entwicklung der ecocoach mitgestalten. Ich schätze die Arbeit in einem Familienunternehmen sehr. Die gemeinsame Vision und der Wille, die Energiewende wirtschaftlich selbsttragend und unabhängig in die Realität zu bringen, verbindet uns nicht nur in der Firma, sondern auch mit unseren Partnern und Kunden. Diese Entwicklung braucht natürlich auch Zeit. Aber das Herzblut unseres Gründers Baptist Reichmuth und seiner Familie ist absolut spürbar; die Zufriedenheit unserer Kunden ist dabei eine unglaubliche  Motivation, den beschrittenen und manchmal auch hürdenreichen Weg weiterzugehen.

 

Wie sieht die Zukunft der ecocoach aus? Haben Sie ein klares Zielbild?

Wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen und wachsen gleichzeitig mit den Ideen unserer Kunden. Aktuell sind wir gemeinsam mit einem bekannten, international agierenden Unternehmen kurz vor dem Marktstart einer Lösung für intelligentes Lademanagement. Unser Kunde stellt Wallboxen und Steuerungssysteme her und wollte so schnell wie möglich seine Systeme mit intelligenter Software kombinieren. Um dies zu erreichen, haben wir unsere Software-Plattform auf die Hardware unseres Kunden angepasst sowie das Design der Benutzeroberfläche im Look and Feel des Technologieunternehmens gestaltet. Es erspart sich dadurch eine aufwändige eigene Entwicklungsarbeit und kann bereits heute statt erst in einigen Monaten oder Jahren am Markt agieren. Auch mit anderen Unternehmen aus der Energie- und Gebäudetechnik diskutieren wir konkret die Einführung solcher Lösungen. Wir sehen sehr viel Potential, unser Plattform-Geschäft auch international zu skalieren.


Wie können wir Ihnen helfen?